Buchvorstellung: Gentrifizierung lässt sich nicht aufhalten und andere Lügen von Leslie Kern
Gentrifizierung – was genau ist das eigentlich? Irgendwas mit Verdrängung in der Stadt? Und können wir etwas dagegen tun?
„Ich lebte früher in The Junction, einem von sich kreuzenden Eisenbahnlinien durchzogenen, abgelegenen Stadtteil im Westen von Toronto. […] War die Veränderung, die die Junction erfuhr, der Wandel von einem Arbeiter*innenviertel und einer Industriezone zu einem hippen, lebenswerten Stadtteil, bloß eine quasi natürliche Phase im Laufe städtischer Entwicklung? Ist es eine Frage des ökonomischen Einmaleins, dass auf Jahrzehnte des Niedergangs unvermeidlich ein Aufschwung folgt? Gab es auf der kulturellen Ebene etwas, das die Junction so interessant machte, dass sich die jungen Hipster davon angezogen fühlten? Und während sich die Gentrifizierung ihren Weg bahnt, welchen Schaden richtete sie dabei an, falls sie einen anrichtete? Aus den Antworten auf diese und andere Fragen über einen Stadtteil wie die Junction entstehen dann die Geschichten, die wir uns darüber erzählen, wie und warum Gentrifizierung passiert. Diese Geschichten, mit ihren jeweiligen Held*innen und Bösewichten, Widersprüchen und überraschenden Wendungen, Ungereimtheiten und Darsteller*innen, die allzu sehr klischeehaft wirken.“
Essayistisch und kurzweilig geschrieben vermittelt Leslie Kern einen umfassenden Überblick zu den Debatten über Gentrifizierung seit den 1950er-Jahren: was umfasst sie, wer profitiert von ihr und wer wird durch sie verdrängt? Wir begleiten die Autorin auf ihren Reisen nach Toronto, New York, London und Paris, wo sie den Mythen und Lügen der neuen Krise der Städte auf den Grund geht und dabei deutlich macht, dass die gewaltvolle Verdrängung eng mit Klassismus, Rassismus und Sexismus verbunden und eine Fortsetzung des kolonialen Projekts ist. (Unrast-Verlag)
In der Diskussion wollen wir zusammen mit euch darüber sprechen, wie wir Gentrifizierung auch hier in Stuttgart und speziell im Osten erleben. Wie lebt es sich in unserer Stadt und in unserem Viertel? Ist das überhaupt unsere Stadt? Abgebaute Bänke und unbequeme Sitzmöglichkeiten, damit keiner länger verweilen kann, Orte an denen sich Frauen und weiblich gelesene Personen unsicher fühlen und sind, Neubauprojekte wie das EnBW-Areal am Stöckach mit einer Scheinbeteiligung der Anwohner*innen, immer weiter steigende Mieten und vieles mehr. Um das nachhaltige Ziel einer Stadt zu erreichen, die sich nach den Bedürfnissen der Menschen richtet und nicht nach den Profiten, ist es notwendig sich zusammenzuschließen und gemeinsam an vielen Fronten für eine solidarische Stadt für alle zu kämpfen.
Buchvorstellung und Diskussion am 8. Mai 2023 um 19.00 Uhr im Stadtteilzentrum Gasparitsch.