Lesben sind keine Frauen – Monique Wittigs „Das straighte Denken“ in deutscher Übersetzung
Mit ihrem Satz „Lesben sind keine Frauen“ hat sich die elsässische Autorin und Geschlechtertheoretikerin Monique Wittig fest in die feministische und queere Bewegungsgeschichte eingeschrieben. Wittig kritisierte bereits lange vor Judith Butler sowohl das System der Heterosexualität als politische Institution und analysierte Geschlecht bzw. die Zweigeschlechtlichkeit als ideologische Konstruktion zur Aufrechterhaltung von gesellschaftlicher Ungleichheit (Frauen leisten etwa die Mehrheit der unbezahlten Pflege- und Familienarbeit).
Wittigs Schlüsselwerk „Das straighte Denken“, in dem sie ihre zentralen theoretischen Argumente zu Geschlecht, Sprache und Körper formulierte, liegt nun erstmals in deutscher Übersetzung vor. Diese Übersetzung ist Anlass genug, sich Wittigs vergessenen, radikalen Versionen von „Lesbisch-Sein“ wieder zuzuwenden, sind diese doch angesichts aktueller Debatten um geschlechtliche Selbstbestimmung in Deutschland, höchst entschlussfähig für queere und trans Mobilisierungen.
In Kooperation mit dem Projekt „À livre ouvert“ aus unserer Partnerstadt Straßburg lädt das queere „Projekt 100% MENSCH“ zu einer Diskussionsrunde ins Institut Francais Stuttgart ein. Wir freuen uns, dass wir dafür die Übersetzerin von „Das straighte Denken“ Arabel Summent, Monique Wittigs Nichte Dominique Samson-Wittig, Aline Martin (Projekt À livre ouvert, Straßburg) und die Politikwissenschaftler*in und LGBTIQ-Bewegungsforscher*in Prof. Christine M. Klapeer (Universität Gießen) gewinnen konnten. Gemeinsam sprechen wir über die Herausforderungen der deutschen Übersetzung sowie Monique Wittigs Bedeutung innerhalb der feministischen und LGBTIQ+ Bewegungen damals und heute. Insbesondere wollen wir uns auch mit aktuellen (queer)politischen Debatten um Identitäten sowie mit antifeministischen Narrativen, rechten Mobilisierungen sowie aktuellen Widerständen gegen alles, was mit „Gender“ assoziiert wird (z.B. geschlechterinklusiver Sprache, Gender Studies) befassen.
Die Veranstaltung findet zweisprachig statt (deutsch-französisch) und wird simultan übersetzt.